Naive Kunst — grenzenlose Phantasie

Das Wort naiv wurde im 18. Jahrhundert in die deutsche Sprache eingeführt. Es leitet sich vom französischen Begriff naïf ab. Während in der deutschen Sprache naiv etwas als blauäugig, einfältig, unreif oder töricht bezeichnet, bedeutet sie im französischen sozusagen ursprünglich.

Vorrangig kommt die Bezeichnung naiv in der Malerei vor. Man kann sie als kindlich, unvoreingenommen, individuell, ideenreich und originell interpretieren. Es heißt, dass die naive Malerei größtenteils von Laien ausgeführt wird. Künstler kann sich jeder nennen, auch wenn er kein Studium abgeschlossen hat, sodass die naive Malerei es möglich macht, ohne spezifisches Wissen in das Genre einzusteigen. Naive Künstler werden häufig der Gruppe der Autodidakten zugeordnet.

Bildmotive der naiven Malerei, auch Primitivismus genannt, sind locker-flockig, einfach und fantasievoll. Die farbenfrohen Bilder bringen eine leichte Atmosphäre in die eigenen vier Wände. In der Kunstbewegung trat die Bezeichnung Primitivismus erstmals im 19. Jahrhundert in Frankreich auf. Die Werke von Paul Gauguin gelten als der Beginn des Primitivismus.

Kunstvoll gestaltete Teppich-Galerie mit Wollteppichen mit naiven Motiven

Kunst gehört keineswegs nur an Wände, das beweisen kunstvoll gestaltete wollteppiche, die zur Abwechslung mal nicht die Wand, sondern den Fußboden zieren. Sie muten an wie schön gestaltete Gemälde und richten die Aufmerksamkeit auf den Boden und nicht an die Wohnwand. Raffinierte Streifen, schön geschwungene Kurven und feurige Zickzack-Muster verleihen dem Interieur im Handumdrehen einen neuen Look. Hochwertige Materialien, mal gemustert, klassisch oder abstrakt, lassen den Wohnraum zum Blickfang werden.

Naive Kunst von Laien

Im 19. Jahrhundert betätigten sich zahlreiche Laien in der naiven Kunst. So waren beispielsweise der Zirkusathlet Camille Bombois und der Zollangestellte Henri Rousseau bedeutende Maler dieses Genres. Henri Rousseau gilt zudem als einer der Vorreiter des Surrealismus. Auch die Putzfrau Séraphine Louis war eine Malerin, die zu den namhaftesten Vertretern der naiven Kunst in Frankreich gehörte.

Naive Malerei aus Serbien und Kroatien

In der Nachkriegszeit wurde die naive Malerei besonders in Serbien und Kroatien populär. Nennenswert ist hier die Künstlerin Zuzana Halupova, deren Bilder auf Grußkarten der UNICEF gedruckt wurden. Die Stadt Kovačica, die etwa 40 Kilometer von Belgrad entfernt liegt, gilt als das Mekka der naiven Kunst. So kaufte etwa die Opernsängerin Montserrat Caballé Bilder von Künstlern aus dieser Stadt. Auch der Kroate Ivan Generalić gilt als renommierter Künstler dieses Genres.

Weitere Vertreter dieser Kunst sind:

  • Antonio Ligabue-Italien
  • Grandma Moses-USA
  • Radi Nedelchev-Bulgarien
  • Nikifor-Polen
  • Maria Felder und Petra Moll-Deutschland

Kunstmuseen für naive Malerei in Deutschland

Ein bekanntes Kunstmuseen für naive Malerei in Deutschland ist die Sammlung Zander, ein Kunstmuseum in Bönnigheim. Hier trug die Galeristin Charlotte Zander naive Kunst aus sechs Jahrzehnten zusammen. Schwerpunkt sind die Werke französischer Maler wie Louis Vivins, Camille Bombois, Henri Rousseau und Séraphine Louis.

Das Kunstmuseum Clemens Sels Museum Neuss zeigt Kunst vom Mittelalter bis zum Barock sowie eine Reihe niederländischer Maler. Außerdem eine umfangreiche Sammlung der naiven Kunst. Neben französischen Malern sind Künstler aus Mexiko und den USA vertreten. Hier sind ebenfalls Werke des legendären polnischen Bettlers Nikifor zu finden.